Sonntag, 28. April 2013

Der Beginn des Blütenfestivals




Das große Blühen in der Natur hat begonnen: Kirschen, Birnen und Löwenzahn sind voll erblüht, Raps und Apfelbäume werden rasch folgen. Leider haben Regen und Kälteeinbruch in den vergangenen Tagen den Bienen kaum Gelegenheit gegeben, die Blütenfülle zu nutzen. Während der wenigen Flugstunden wurde vor allem Wasser für die Brut, teilweise auch ein wenig Pollen eingetragen. Hauptaufgabe der Bienenvölker ist es, die großen Brutflächen zu versorgen und ausreichend zu wärmen. Daher habe ich die Bienen am Wochenende auch gar nicht gestört und hoffe auf etwas besseres Wetter Mitte der Woche.

Die Temperaturregulation in den Bienenstöcken - z.T. bis auf 0,1 Grad C genau - ist nur eine der vielen Organisationsleistungen eines Bienenvolkes, die die Menschen seit langer Zeit faszinieren. Es war schwer vorstellbar, dass ein so perfektes Zusammenspiel von Einzelorganismen ohne eine hierarchische Struktur möglich sein kann. Daher wohl der Titel „Bienenkönigin“. Heute wissen wir, dass die Königin innerhalb des Bienenvolkes nur eine von vielen Steuergrößen ist. Das Bienenvolk kann eher als eine Einheit gesehen werden, als Metaorganismus, dessen einzelne Mitglieder funktionale Aufgaben übernehmen. Im Gegensatz zu einem Organismus, der festgelegte Organe besitzt, können die verschiedenen Funktionen mit Ausnahme der Königin und der Drohnen variabel von den einzelnen Bienen übernommen werden. Ein Bienenvolk besitzt dadurch eine extrem hohe Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen (z.B. Kälteeinbruch, plötzlicher hoher Flugbienenverlust oder Änderungen der Trachtmöglichkeit). Das Verstehen des Bienenvolkes als zusammengehörende, aber flexible Einheit von Einzelorgansimen kann uns vielleicht helfen, die Möglichkeiten und Grenzen imkerlicher Eingriffe zu erkennen.          

Montag, 22. April 2013

Es grünt und blüht



Das warme Wetter der vergangenen Tage hat zu einer rasanten Entwicklung der Vegetation geführt. Die Schlehe steht in voller Blüte und die frühen Kirschen sind bereits in ein zartes weißes Kleid gehüllt. Unsere Bienenvölker kommen der raschen Entwicklung der Pflanzen in diesem Jahr nicht ganz hinterher, von der Eiablage bis zum Schlupf der Bienen dauert es eben 21 Tage! Bei vielen Völkern wird in den nächsten Tagen der Verlust von Winterbienen noch nicht durch junge Bienen ausgeglichen werden.

Mit dem Eintrag von frischem Nektar erwacht der Bautrieb der Bienen. Phänologisch ist dies häufig mit der Stachelbeerblüte verbunden. Ich habe daher am Wochenende für die bereits entnommenen Waben Rähmchen mit Mittelwänden in die Zargen der Bienenvölker gestellt und dabei auch noch die eine oder andere Wabe mit nicht verbrauchtem Winterfutter heraus genommen. Mittelwände löte ich immer bündig zur oberen Leiste der Holzrähmchen ein. Dadurch sind die Bienen nicht gezwungen, die Wabe an der unteren Leiste des Rähmchens anzubauen und die Schwingungsfähigkeit der Wabe für die Kommunikation der Bienen bleibt erhalten.

Der Beginn der Kirschblüte ist häufig auch der Zeitpunkt für die Erweiterung der Bienenvölker auf eine zweite Zarge. In diesem Jahr ist dies nur bei einzelnen Völkern möglich. Meine Völker halte ich in aller Regel während des ganzen Jahres nur auf einer Brutzarge. Bei der Erweiterung setze ich daher den Honigraum über einem Absperrgitter auf. In den Honigraum kommen nur Waben, die von den Bienen vollständig selbst gebaut wurden. Alle Rähmchen sind nicht gedrahtet, durch die vertikale Unterteilung mit einer Leiste wird die Stabilität der Wabe beim Schleudern sichergestellt. Wenn beim Erweitern abwechselnd leere Rähmchen und ausgebaute Waben (im 1. Jahr Mittelwände) in die Zarge gehängt werden, bauen die Bienen bei guter Tracht bereitwillig die Leerrähmchen aus. Falls Mittewände oder vorjährige Waben von den Bienen während der ersten Tracht etwas dicker ausgezogen werden, sollten diese nach dem ersten Schleudern nebeneinander in die Zarge zurückhängt werden. Die Bienen reduzieren dann die Wabendicke auf „Normalmaß“. Bei Bienenvölkern, die nur einen Brutraum zur Verfügung haben, ist es wichtig, dass dieser vollständig für die Brut zur Verfügung steht. Daher darf bei der Erweiterung nur auf einer Randwabe der Brutzarge verdeckeltes Winterfutter verbleiben. Bei Völkern, die ich ausnahmsweise auf 2 Bruträumen führen möchte, setze ich eine mit Mittelwänden gefüllte Zarge auf.

Je nach Wetterlaune des Aprils beginnt jetzt bald die große Frühlingsblüte und wir werden sehen, wie die Bienen das Trachtangebot nutzen können.

Sonntag, 14. April 2013

Der Frühling kommt!



Mit großen Schritten hat der Frühling in den vergangenen Tagen bei uns Einzug gehalten. Die Weiden stehen in voller Blüte, ihre gelben Staubgefäße leuchten in der Sonne und werden eifrig von den Bienen beflogen. Auch die Blütenknospen der wilden Zwetschen beginnen sich zu öffnen. Die Bienen haben „Hausputz“ gemacht. Neben toten Bienen wurden besonders aus den stärkeren Völkern auch einige tote Puppen aus dem Flugloch herausgetragen, ein Zeichen, dass in der vergangenen Kälteperiode Teile der Brut von der Bienentraube nicht mehr gewärmt werden konnten.

Den warmen und sonnigen Nachmittag am Wochenende habe ich genutzt, um einen ersten Blick in meine ganzjährig auf einer Brutzarge gehaltenen Bienenvölker zu werfen. Dazu habe ich die Abdeckfolie an der weniger mit Bienen besetzten Seite der Beute halb umgeschlagen und zunächst 2 Randwaben entnommen. Die folgenden Waben wurden jeweils leicht angehoben, kurz angeschaut und vorsichtig zur Seite hin verschoben. Sobald ich die erste Wabe mit Arbeiterinnenbrut gesehen habe (sicheres Zeichen, dass die Königin den Winter überlebt hat), wurden die Waben zügig wieder zurückgeschoben. Dabei habe ich darauf geachtet, dass nahe am Brutnest 2 Waben mit ausreichend Winterfutter stehen. Dunkle leere oder verschimmelte Waben wurden entnommen. Als vorletzte Wabe wurde ein in der Mitte mit einer Holzleiste senkrecht unterteilter Baurahmen eingehängt. Meine Erfahrung zeigt, dass viele Volker zunächst an einer Seite der Wabe mit dem Bau von Drohnenbrut und der Aufzucht von Drohnen beginnen. Durch die Unterteilung kann bei guter Tracht wöchentlich abwechselnd auf einer Seite die verdeckelte Drohnenbrut zur Bekämpfung der Varroamilben ausgeschnitten werden. Für die weiteren entnommenen Waben habe ich jetzt noch keine neuen Rähmchen mit Mittelwänden eingesetzt, sondern die Bereiche leer gelassen. Ich werde dies bei Beginn der Stachelbeerblüte nachholen; ab diesem Zeitpunkt beginnen die Bienen bereitwillig mit dem Ausbau neuer Waben.

2 Völker sind leider recht schwach aus dem Winter gekommen. Ich habe dort jeweils die Königin herausgefangen und – durch eine Lage Zeitungspapier getrennt – die Zarge mit Bienen und Brut auf ein mittelstarkes Volker aufgesetzt. Sobald ich in einigen Tagen die Zargen aller Volker mit Mittelwänden auffülle, werde ich das verbliebene Brutnest aus der oberen Zarge nach unten setzen. Es tut mir immer leid, eine Königin zu töten, doch bekomme ich durch die Vereinigung von Völkern auch wieder Platz für neue Ableger im Mai!

Die Bienenvölker werden angeregt durch den Eintrag von frischen Pollen das Brutnest jetzt stark erweitern. Der Futterverbrauch wird dadurch nochmals kräftig ansteigen. Sofern das Wetter warm und sonnig bleibt, können die Bienen einen Teil davon durch den ersten Nektar von Weiden und Schlehen/Zwetschen decken. Da ich die verbliebenen Winterfuttervorräte in diesem Jahr allerdings als recht gering einschätze, gilt es besonders im Falle einer nochmaligen Kältephase, achtsam zu sein.

Sonntag, 7. April 2013

Start in das Bienenjahr


Herzlich Willkommen zum Bienentagebuch des Imkervereins Biebergrund!

Mein Name ist Vincenz Gora und ich möchte hier in den kommenden Monaten für alle, die an der Bienenhaltung interessiert sind, über die Entwicklung der Bienenvölker im Jahresverlauf und die Tätigkeiten des Imkers berichten. Es werden persönliche Beobachtungen und Erfahrungen sein, keine detaillierte Anleitung zur Imkerei. Vielleicht wird dadurch bei dem einen oder der anderen das Interesse geweckt, sich intensiver mit der Bienenhaltung zu beschäftigen.

Meine Bienen haben ihren Standort ganzjährig in Biebergemünd am Rand des hessischen Spessarts. Die Region zeichnet sich durch ein relativ mildes Klima mit mittleren Niederschlagsmengen aus. In dem früher sehr ländlich geprägten Gebiet sind in den letzten Jahrzehnten zunehmend landwirtschaftliche Flächen und Streuobstwiesen in Gewerbe- und Wohngebiete umgewandelt worden. Trotzdem sind Pollenversorgung und Trachtmöglichkeiten während der ganzen Vegetationsperiode noch als gut zu bezeichnen. Das Vorkommen von (Fichten)Waldhonig entscheidet über volle oder halbleere Honigtöpfe.

Bienen halte ich seit fast 20 Jahren, anfangs nur in den traditionellen 3-stöckigen Hinterbehandlungsbeuten, heute auch in Magazinen. Die Faszination für diese wunderbaren Tiere sowie die Freude am Miterleben der jährlichen Entwicklung der Bienenvölker sind der Hauptgrund für mein Hobby. Doch auch die Tage der Honigernte sind in jedem Jahr wieder ein besonderes Erlebnis.

Natur und Bienen sind aufgrund der kalten Witterung in diesem Jahr in ihrer Entwicklung etwa 2-3 Wochen zurück. Bisher habe ich nur einen vorsichtigen Blick durch die Abdeckfolie der Magazine geworfen. Noch immer sitzen die Bienen der meisten Völker sehr eng zusammen und die Folie ist kaum erwärmt. Das Brutnest der Bienen dürfte daher noch recht klein sein. Das Gewicht der Beuten beim leichten Anheben zeigt, dass noch ausreichend Winterfutter in den Waben ist. Auch wenn es etwas schwerfällt, geduldig zu sein, aber jetzt dürfen die Bienen nicht gestört werden!

Der Beginn der Weidenblüte in den nächsten Tagen ist für die Bienen ein wichtiges Startsignal in der Frühjahrsentwicklung. Das reiche Pollenangebot der männlichen Weidenbüsche bietet die erste ergiebige Nahrungsquelle für die Larven der Bienen. Der von den Arbeiterinnen frisch in den Bienenstock eingetragene Pollen regt die Königin an, ihre Legeleistung deutlich zu erhöhen. Obwohl die Weiden windbestäubende Pflanzen sind, wird in den weiblichen Blüten der Weide an warmen Tagen auch Nektar produziert, der von den Bienen gerne gesammelt wird.

Sobald die Temperatur über 15 Grad steigt, werde ich zum ersten Mal Waben aus den Beuten nehmen und schauen, ob die Völker gut durch den Winter gekommen sind.

Dienstag, 2. April 2013

Herzlich Willkommen

Lieber Besucher unseres "Tagebuchs rund um die Bienen"!

Wir schreiben hier über die Arbeit des Imkers mit seinen Bienen rund um das Jahr und orientieren uns dabei an der Phänologie, dem Verlauf der Jahreszeiten in Abhängigkeit von der Entwicklung bestimmter sogenannter Zeigerpflanzen. Diese Entwicklung ist von Region zu Region unterschiedlich und dient daher als Anhaltspunkt für jede Region und für das Imkern im Einklang mit der Natur.

Wir wünschen viel Freude beim Lesen und ein gutes Jahr mit den Immen.