Dienstag, 30. Juli 2013

Melezitosehonig


2013 ist wirklich ein Bienenjahr mit vielen Herausforderungen: Der intensive Sammelflug in der vergangenen Woche sowie eine einsetzende Bautätigkeit an den Fenstern der Hinterbehandlungsbeuten haben mich stutzig werden lassen. Und tatsächlich, meine Befürchtung war richtig! Wie bereits kurzzeitig Mitte Juni haben die Bienen größere Mengen Melezitosehonig eingetragen. Innerhalb von 3 Tagen ist der Honig in den Waben vollständig auskristallisiert und nicht mehr schleuderbar. Da meine Bienen viele Zellen mit diesem Honig aufgefüllt haben, verschließt der auskristallisierte Honig den darunterliegenden flüssigen Waldhonig. Leider ist der „Zementhonig“ nicht nur ein Ärgernis für den Imker sondern auch eine Gefahr für die Bienen: Im Winter können Völker auf vollen Melezitosehonigwaben verhungern, weil die Bienen nicht in der Lage sind, den kristallinen Honig ohne zusätzliches Wasser aufzunehmen. Ich entnehme daher nach Ende der Melezitosetracht möglichst alle mit kristallisiertem Honig angefüllten Wabe.

Da Melezitosehonig an meinem Standort nicht zum ersten Mal auftritt, habe ich schon Übung im Umgang mit den entnommenen Waben. Sofern die Waben vor Beginn einer Ameisensäurebehandlung entnommen wurden, kann der Honig von den Bienen durch Umtragen noch zum Verzehr aufgearbeitet werden. Solange ich alle Völker mit Ameisensäure behandelt habe, hat dazu im Sommer die Zeit nicht mehr ausgereicht. Die Waben wurden daher kühl und trocken bis zum nächsten Frühjahr im Vorratskeller aufbewahrt und nach Schleudern des Frühjahrshonigs den Bienen gegeben. Bei Völkern, deren Milbenbesatz durch vollständige Brutentnahme reduziert wurde, kann dies auch im August geschehen. Dazu wird auf die eine (!) Brutzarge ein durch ein Absperrgitter getrennter Honigraum mit möglichst leeren Waben aufgesetzt. Auf die Honigraumzarge kommt ein Brett mit einem kleinen Loch (8 – 10 cm Durchmesser) und anschließend eine Zarge mit 7 gleichmäßig verteilten Melezitosehonigwaben, die vollständig entdeckelt und zusätzlich grob mit einer Gabel aufgerissen wurden. Die Absperrung durch das Brett und die nicht zusammenstehenden Waben scheinen den Bienen den Eindruck zu vermitteln, dass diese Waben nicht zu ihrem Bau gehören und der wertvolle Honig unbedingt in den eigenen Vorrat umgetragen werden sollte. Bei der Aufnahme durch die Bienen wird die Melezitose, ein Dreifachzucker, enzymatisch in Einfachzucker aufgespalten und aus Zementhonig wird wunderbar schmeckender „normaler“ Waldhonig. Manchmal ist es notwendig, nach einigen Tagen die Waben nochmals mit einer Gabel aufzureissen, damit der "Zementhonig" auch tatsächlich weitgehend aus den Waben ausgetragen wird, Allerdings hat die Umarbeitung durch die Bienen auch ihren Preis, ein nicht geringer Teil des Honigs wird durch die Arbeit der Bienen verbraucht.

Melezitosehonigwaben, die erst nach einer Ameisensäurebehandlung der Bienenvölker entnommen werden konnten, müssen nicht unbedingt entsorgt werden. Sie können zum Füttern von Völkern (z.B. Ablegern) im Frühjahr und Sommer genutzt werden, sofern die Bienen die Möglichkeit haben, in dieser Phase Wasser einzutragen.

Dienstag, 23. Juli 2013

Trachtende


Nach der kühlen und regenreichen Witterung im Mai und Juni haben jetzt Hitze und Trockenheit Einzug gehalten. Die Bienen fliegen seit 3 Wochen im Dauereinsatz, allerdings ist der Tisch der Natur nicht mehr sehr reich für sie gedeckt. Weißklee (Nektar) und Madesüß (nur Pollen) dürften derzeit für die Bienen die ergiebigsten Quellen sein.

Die Völker, bei denen ich vor 3 Wochen die Brut entnommen habe, sind deutlich geschrumpft und besetzten kaum noch 2 Zargen. Dafür haben sich die Honigräume aber auch deutlich gefüllt. Anfang August werde ich hier den Honig ernten. Bei allen anderen Völkern (Ablegern, Schwärme) habe ich am vergangenen Wochenende sämtliche mit Honig gefüllten Waben entnommen. Ich will damit den Anteil an Waldhonig (in diesem Jahr z.T. Zementhonig) im Winterfutter so gering wie möglich halten. Meine Erfahrung zeigt, dass Völker, die auf Waldhonig überwintern, im Frühjahr meist sehr schwach sind. Im Laufe der Woche werde ich die abgeernteten die Völker noch etwas füttern, sobald es etwas kühler wird, beginne ich mit der Ameisensäurebehandlung gegen die Varroamilben.

Zur Verdunstung der Ameisensäure habe ich schon diverse Techniken ausprobiert. So richtig überzeugt hat mich keine Methode. Während ich in den Magazinbeuten meistens die Schwammtuchmethode anwende, verwende ich den Hinterbehandlungsbeuten oft Langzeitverdunster. Bei der Anwendung der Ameisensäure richte ich mich ganz nach den Beschreibungen der Bieneninstitute. Um sicher zu gehen, dass die Behandlung auch Erfolg hatte, wird geraten, eine Kontrolle des Restmilbenbefalls durchzuführen. Meine Erfahrungen bei der Milbenbestimmung mit Hilfe der „Puderzuckermethode“ (auch hier siehe die Beschreibungen der Bieneninstitute) sind unterschiedlich. Ich kontrolliere daher den Befall auch über die Menge abgefallener Milben auf den Bodeneinlagen. Trotzdem habe ich es immer wieder erlebt, dass Ende September plötzlich einzelne Völker extrem stark befallen waren und eingegangen sind. Für mich ist die Phase der Milbenbekämpfung mit Ameisensäure der unerfreulichste Teil des Bienenjahres. Daher bin ich sehr froh, mit der vollständigen Brutentnahme eine gute Alternative gefunden zu haben.

Mittwoch, 3. Juli 2013

Vollständige Brutentnahme


Mit Beginn des Sommers ist die Hauptblütezeit in der Natur beendet. Noch finden die Bienen reichlich Nektar in den Blüten von Winterlinde und Brombeere, auch das Mädesüß ist noch eine hervorragende Pollenquelle, doch die Saison nähert sich dem Ende. Für eine Reduzierung der Varroamilben durch vollständige Entnahme der Bienenbrut ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt.

Eigentlich scheue ich mich vor derart radikalen Eingriffen in das Gefüge der Bienenvölker, allerdings bietet die Methode mehrere entscheidende Vorteile: Ich muss die Bienen nicht wochenlang Ameisensäuredämpfen aussetzen, der Erfolg der Methode ist sehr sicher und gleichzeitig kann dabei der Wabenbau vollständig erneuert werden. Beim Vorgehen folge ich der Beschreibung der Bieneninstitute: Anstelle der Brutzarge wird eine Leerzarge auf den Beutenboden gestellt. In die Mitte der Zarge hänge ich zunächst eine Wabe mit jüngster Brut und 2 Leerwaben sowie an den Rand eine volle Futterwabe (siehe Foto). Anschließend werden von den Brutwaben die aufsitzenden Bienen bis auf einen Rest von ca. 25% mit kräftigen Stößen abgeschüttelt. Die Königin fällt dabei mit hoher Sicherheit ebenfalls in die neue Zarge. Am Ende fülle ich die Zarge mit Leerwaben oder Mittelwänden auf und stelle die Honigräume wieder oben auf. Die verbliebene Brutwabe dient als „Fangwabe“, in der sich beim Verdeckeln der Brut fast alle verbliebenen Varroamilben einnisten. Die Wabe wird 9 Tage später entnommen und vernichtet (alternativ einem Volk zugestellt, dass gerade mit Ameisensäure behandelt wird).

Die Brutwaben mit den restlichen Bienen werden mit einer Futterwabe versorgt und an einem neuen Platz aufgestellt. Die Bienen ziehen sich eine neue Königin, die rechtzeitig in Eiablage geht, um noch ein ausreichend großes Volk für den Winter aufzuziehen. Um auch hier auf eine Ameisensäurebehandlung zu verzichten, kann genau nach 20 Tagen eine Wabe mit Stiften (Eiern) und frischer Brut als Fangwabe eingehängt und später entnommen werden. Die Brut wird vor der ersten eigenen Brut der Königin verdeckelt und „sammelt“ nahezu alle Milben des Volkes ein.

Ein Nachteil dieser Methode ist die relativ geringe Anzahl an Pflegebienen auf den Brutwaben, die kaum in der Lage sein dürften, die Brut optimal zu versorgen. Ich gehe daher häufig wie folgt vor: Anstatt die Bienen abzustoßen, stelle ich einfach die gesamte Brutzarge mit neuem Boden einige Meter entfernt an einen neuen Platz. In das Muttervolk wird anstelle der Brutzarge eine Zarge mit einer Brutwabe (Stiften und jüngste Brut), Leerwaben sowie einer Futterwabe gestellt. Wichtig ist hierbei, das Flugloch zu reduzieren, um am ersten Tag Räuberei zu verhindern. Auf der Brutwabe werden oft viele schöne, große Weiselzellen angelegt. Nach Schlupf der ersten neuen Königin (unten kreisrund ausgefressenen Weiselzelle oft mit anhängendem Deckel) entnehme ich die Brutwabe. Sofern ich noch weitere Königinnen brauche, stelle ich die Wabe mit ansitzenden Bienen in eine Zarge und fange alle paar Stunden eine schlüpfende Königin heraus (Begattung im Begattungskästchen). Die Methode bietet den Vorteil, dass die Durchführung noch einfacher ist, im Varroa-freien Volk eine junge Königin sitzt und das Volk erst Anfang August wieder Brut hat, in der sich Varraomilben entwickeln können. Zudem bleibt das Volk etwas schwächer und die Gefahr des Eintrags fremder Milben im Herbst durch Räuberei in anderen Völkern ist geringer. Auf die Brutzarge mit der Königin kann ich außerdem eine Zarge mit Brutwaben aus einem anderen Volk stellen, dass ich nach der ersten Methode behandelt habe und von denen ich alle Bienen abgestoßen habe. Die entnommene Brut wird durch die höhere Anzahl an Bienen besser versorgt, das brutfreie Restvolk bleibt stärker und kann eine mögliche Springkrauttracht noch nutzen.

Nach der vollständigen Brutentnahme ist der Milbenbestand in den Völkern mindestens bis Ende August mit Sicherheit unkritisch. Erst danach muss überwacht werden, ob es zu einer möglichen Re-invasion von Milben gekommen ist. Bei den nach der zweiten Methode behandelten Völkern konnte ich bisher immer auf eine spätere Behandlung verzichten.

                               Brutwabe (mitte), 2 Leerwaben sowie abgestoßene Bienen