Mittwoch, 3. Juli 2013

Vollständige Brutentnahme


Mit Beginn des Sommers ist die Hauptblütezeit in der Natur beendet. Noch finden die Bienen reichlich Nektar in den Blüten von Winterlinde und Brombeere, auch das Mädesüß ist noch eine hervorragende Pollenquelle, doch die Saison nähert sich dem Ende. Für eine Reduzierung der Varroamilben durch vollständige Entnahme der Bienenbrut ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt.

Eigentlich scheue ich mich vor derart radikalen Eingriffen in das Gefüge der Bienenvölker, allerdings bietet die Methode mehrere entscheidende Vorteile: Ich muss die Bienen nicht wochenlang Ameisensäuredämpfen aussetzen, der Erfolg der Methode ist sehr sicher und gleichzeitig kann dabei der Wabenbau vollständig erneuert werden. Beim Vorgehen folge ich der Beschreibung der Bieneninstitute: Anstelle der Brutzarge wird eine Leerzarge auf den Beutenboden gestellt. In die Mitte der Zarge hänge ich zunächst eine Wabe mit jüngster Brut und 2 Leerwaben sowie an den Rand eine volle Futterwabe (siehe Foto). Anschließend werden von den Brutwaben die aufsitzenden Bienen bis auf einen Rest von ca. 25% mit kräftigen Stößen abgeschüttelt. Die Königin fällt dabei mit hoher Sicherheit ebenfalls in die neue Zarge. Am Ende fülle ich die Zarge mit Leerwaben oder Mittelwänden auf und stelle die Honigräume wieder oben auf. Die verbliebene Brutwabe dient als „Fangwabe“, in der sich beim Verdeckeln der Brut fast alle verbliebenen Varroamilben einnisten. Die Wabe wird 9 Tage später entnommen und vernichtet (alternativ einem Volk zugestellt, dass gerade mit Ameisensäure behandelt wird).

Die Brutwaben mit den restlichen Bienen werden mit einer Futterwabe versorgt und an einem neuen Platz aufgestellt. Die Bienen ziehen sich eine neue Königin, die rechtzeitig in Eiablage geht, um noch ein ausreichend großes Volk für den Winter aufzuziehen. Um auch hier auf eine Ameisensäurebehandlung zu verzichten, kann genau nach 20 Tagen eine Wabe mit Stiften (Eiern) und frischer Brut als Fangwabe eingehängt und später entnommen werden. Die Brut wird vor der ersten eigenen Brut der Königin verdeckelt und „sammelt“ nahezu alle Milben des Volkes ein.

Ein Nachteil dieser Methode ist die relativ geringe Anzahl an Pflegebienen auf den Brutwaben, die kaum in der Lage sein dürften, die Brut optimal zu versorgen. Ich gehe daher häufig wie folgt vor: Anstatt die Bienen abzustoßen, stelle ich einfach die gesamte Brutzarge mit neuem Boden einige Meter entfernt an einen neuen Platz. In das Muttervolk wird anstelle der Brutzarge eine Zarge mit einer Brutwabe (Stiften und jüngste Brut), Leerwaben sowie einer Futterwabe gestellt. Wichtig ist hierbei, das Flugloch zu reduzieren, um am ersten Tag Räuberei zu verhindern. Auf der Brutwabe werden oft viele schöne, große Weiselzellen angelegt. Nach Schlupf der ersten neuen Königin (unten kreisrund ausgefressenen Weiselzelle oft mit anhängendem Deckel) entnehme ich die Brutwabe. Sofern ich noch weitere Königinnen brauche, stelle ich die Wabe mit ansitzenden Bienen in eine Zarge und fange alle paar Stunden eine schlüpfende Königin heraus (Begattung im Begattungskästchen). Die Methode bietet den Vorteil, dass die Durchführung noch einfacher ist, im Varroa-freien Volk eine junge Königin sitzt und das Volk erst Anfang August wieder Brut hat, in der sich Varraomilben entwickeln können. Zudem bleibt das Volk etwas schwächer und die Gefahr des Eintrags fremder Milben im Herbst durch Räuberei in anderen Völkern ist geringer. Auf die Brutzarge mit der Königin kann ich außerdem eine Zarge mit Brutwaben aus einem anderen Volk stellen, dass ich nach der ersten Methode behandelt habe und von denen ich alle Bienen abgestoßen habe. Die entnommene Brut wird durch die höhere Anzahl an Bienen besser versorgt, das brutfreie Restvolk bleibt stärker und kann eine mögliche Springkrauttracht noch nutzen.

Nach der vollständigen Brutentnahme ist der Milbenbestand in den Völkern mindestens bis Ende August mit Sicherheit unkritisch. Erst danach muss überwacht werden, ob es zu einer möglichen Re-invasion von Milben gekommen ist. Bei den nach der zweiten Methode behandelten Völkern konnte ich bisher immer auf eine spätere Behandlung verzichten.

                               Brutwabe (mitte), 2 Leerwaben sowie abgestoßene Bienen